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Text File  |  1998-03-14  |  33KB  |  580 lines

  1. Der Prediger.
  2.  
  3. \1\
  4. Nichtigkeit alles Irdischen.
  5.  
  6. $1$ Worte des Predigers, des Sohnes Davids, des Königs in
  7. Jerusalem. $2$ Nichtigkeit der Nichtigkeiten! - spricht der
  8. Prediger; Nichtigkeit der Nichtigkeiten, alles ist Nichtigkeit!
  9. $3$ Welchen Gewinn hat der Mensch von all seinem Mühen, mit
  10. dem er sich abmüht unter der Sonne? $4$ Eine Generation kommt,
  11. und eine Generation geht; aber die Erde besteht in Ewigkeit.
  12. $5$ Und die Sonne geht auf, und die Sonne geht [unter], und
  13. sie strebt ihrem Ort zu, wo sie [wieder] aufgeht. $6$ Der Wind
  14. geht nach Süden und wendet sich nach Norden. Immer wieder sich
  15. wendend geht er [dahin], und zu seinem Ausgangspunkt kehrt der
  16. Wind zurück. $7$ Alle Flüsse gehen ins Meer, und das Meer wird
  17. nicht voll. An den Ort, wohin die Flüsse gehen, dorthin gehen
  18. sie [immer] wieder. $8$ Alle Worte mühen sich ab. Nichts
  19. vermag ein Mensch zu sagen. Das Auge wird nicht satt zu sehen
  20. und das Ohr nicht voll vom Hören. $9$ Das, was war, ist das,
  21. was [wieder] sein wird. Und das, was getan wurde, ist das, was
  22. [wieder] getan wird. Und es gibt gar nichts Neues unter der
  23. Sonne. $10$ Gibt es ein Ding, von dem einer sagt: `Siehe, das
  24. ist neu? Längst ist es gewesen für die Zeitalter, die vor uns
  25. gewesen sind. $11$ Da gibt es keine Erinnerung an die
  26. Früheren. Und an die Künftigen, die sein werden, auch an sie
  27. wird man sich nicht mehr erinnern bei denen, die [noch] später
  28. sein werden. Nichtigkeit des Strebens nach Weisheit und
  29. Erkenntnis $12$ Ich, [der] Prediger, war König über Israel in
  30. Jerusalem. $13$ Und ich richtete mein Herz darauf, in Weisheit
  31. alles zu erforschen und zu erkunden, was unter dem Himmel getan
  32. wird. Ein übles Geschäft hat Gott [da] den Menschenkindern
  33. gegeben, sich darin abzumühen. $14$ Ich sah all die Taten, die
  34. unter der Sonne getan werden, und siehe, alles ist Nichtigkeit
  35. und ein Haschen nach Wind. $15$ Gekrümmtes kann nicht gerade
  36. werden, und Fehlendes kann nicht gezählt werden. $16$ Ich
  37. sprach in meinem Herzen und sagte: Ich [nun], siehe, ich habe
  38. [die] Weisheit vergröβert und vermehrt, mehr als jeder, der vor
  39. mir über Jerusalem war, und mein Herz hat in Fülle Weisheit und
  40. Erkenntnis geschaut. $17$ Auch richtete ich mein Herz darauf,
  41. Weisheit zu erkennen und Erkenntnis von Tollheit und Torheit [zu
  42. haben]. [Doch] erkannte ich, daβ auch das [nur] ein Haschen nach
  43. Wind ist. $18$ Denn wo viel Weisheit ist, ist viel Verdruβ,
  44. und wer Erkenntnis mehrt, mehrt Kummer.
  45.  
  46. \2\
  47. Nichtigkeit des Vergnügens und der Arbeit.
  48.  
  49. $1$ Ich sprach in meinem Herzen: Wohlan denn, versuch es mit
  50. der Freude und genieβe das Gute! Aber siehe, auch das ist
  51. Nichtigkeit. $2$ Zum Lachen sprach ich: Unsinnig ist es! - und
  52. zur Freude: Was schafft die? $3$ Ich beschloβ in meinem
  53. Herzen, meinen Leib durch Wein zu laben, während mein Herz sich
  54. mit Weisheit beschäftigte, und die Torheit zu ergreifen, bis ich
  55. sähe, was den Menschenkindern zu tun gut wäre unter dem Himmel,
  56. die Zahl ihrer Lebenstage. $4$ Ich unternahm groβe Werke: Ich
  57. baute mir Häuser, ich pflanzte mir Weinberge. $5$ Ich machte
  58. mir Gärten und Parks und pflanzte darin die unterschiedlichsten
  59. Fruchtbäume. $6$ Ich machte mir Wasserteiche, um daraus den
  60. aufsprieβenden Wald von Bäumen zu bewässern. $7$ Ich kaufte
  61. Knechte und Mägde und hatte Hausgeborene. Auch hatte ich
  62. gröβeren Besitz an Rindern und Schafen als alle, die vor mir in
  63. Jerusalem waren. $8$ Ich sammelte mir auch Silber und Gold und
  64. Schätze von Königen und Ländern. Ich beschaffte mir Sänger und
  65. Sängerinnen und die Vergnügungen der Menschenkinder: Frau und
  66. Frauen. $9$ Und ich wurde gröβer und reicher als alle, die vor
  67. mir in Jerusalem waren. Dazu verblieb mir meine Weisheit. $10$
  68. Und alles, was meine Augen begehrten, entzog ich ihnen nicht.
  69. Ich versagte meinem Herzen keine Freude, denn mein Herz hatte
  70. Freude von all meiner Mühe, und das war mein Teil von all meiner
  71. Mühe. $11$ Und ich wandte mich hin zu all meinen Werken, die
  72. meine Hände gemacht, und zu der Mühe, mit der ich mich abgemüht
  73. hatte. Und siehe, das alles war Nichtigkeit und ein Haschen nach
  74. Wind. Also gibt es keinen Gewinn unter der Sonne. Bemühen um
  75. Weisheit ist nichtig wie um Torheit $12$ Und ich wandte mich,
  76. um Weisheit und Tollheit und Torheit zu betrachten. Denn was
  77. [wird] der Mensch [tun], der nach dem König kommen wird? Das,
  78. was man schon längst getan hat. $13$ Und ich sah, daβ die
  79. Weisheit [den gleichen] Vorzug vor der Torheit hat wie das Licht
  80. vor der Finsternis. $14$ Der Weise hat seine Augen in seinem
  81. Kopf, der Tor aber geht in der Finsternis. Doch erkannte ich
  82. auch, daβ ein [und dasselbe] Geschick sie alle trifft. $15$
  83. Und ich sprach in meinem Herzen: Gleich dem Geschick des Toren
  84. wird es auch mich treffen. Wozu bin ich dann so überaus weise
  85. gewesen? Und ich sprach in meinem Herzen, daβ auch das
  86. Nichtigkeit ist. $16$ Denn es gibt keine bleibende Erinnerung
  87. an den Weisen, so wenig wie an den Toren, weil in den kommenden
  88. Tagen alles längst vergessen sein wird. Und wie stirbt der Weise
  89. gleich dem Toren hin! $17$ Da haβte ich das Leben, denn das
  90. Tun, das unter der Sonne getan wird, war mir zuwider. Denn alles
  91. ist Nichtigkeit und ein Haschen nach Wind. - $18$ Und ich
  92. haβte all mein Mühen, mit dem ich mich abmühte unter der Sonne.
  93. Ich muβ es [ja] doch dem Menschen hinterlassen, der nach mir
  94. sein wird. $19$ Und wer weiβ, ob der weise oder töricht sein
  95. wird? Und doch wird er Macht haben über all mein Mühen, mit dem
  96. ich mich abgemüht habe und worin ich weise gewesen bin unter der
  97. Sonne. Auch das ist Nichtigkeit. $20$ Da wandte ich mich, mein
  98. Herz der Verzweiflung zu überlassen, wegen all dem Mühen, mit
  99. dem ich mich abgemüht hatte unter der Sonne. $21$ Denn da ist
  100. ein Mensch, dessen Mühen in Weisheit und in Erkenntnis und in
  101. Tüchtigkeit [geschieht]; und doch muβ er sie einem Menschen als
  102. sein Teil abgeben, der sich nicht darum gemüht hat. Auch das ist
  103. Nichtigkeit und ein groβes Übel. $22$ Denn was bleibt dem
  104. Menschen von all seinem Mühen und vom Streben seines Herzens,
  105. womit er sich abmüht unter der Sonne? $23$ Denn all seine Tage
  106. sind Leiden, und Verdruβ ist sein Geschäft; selbst nachts findet
  107. sein Herz keine Ruhe. Auch das ist Nichtigkeit. $24$ Es gibt
  108. nichts Besseres für den Menschen, als daβ er iβt und trinkt und
  109. seine Seele Gutes sehen läβt bei seinem Mühen. Auch das sah ich,
  110. daβ dies alles aus der Hand Gottes [kommt]. $25$ Denn: `Wer
  111. kann essen und wer kann fröhlich sein ohne mich? $26$ Denn dem
  112. Menschen, der vor ihm wohlgefällig ist, gibt er Weisheit und
  113. Erkenntnis und Freude. Dem Sünder aber gibt er das Geschäft
  114. einzusammeln und aufzuhäufen, um es dem abzugeben, der vor Gott
  115. wohlgefällig ist. Auch das ist Nichtigkeit und ein Haschen nach
  116. Wind.
  117.  
  118. \3\
  119. Wechselhaftigkeit menschlichen Lebens - Zufriedenheit durch
  120. Gottesfurcht.
  121.  
  122. $1$ Für alles gibt es eine [bestimmte] Stunde. Und für jedes
  123. Vorhaben unter dem Himmel [gibt es] eine Zeit: $2$ Zeit fürs
  124. Gebären und Zeit fürs Sterben, Zeit fürs Pflanzen und Zeit fürs
  125. Ausreiβen des Gepflanzten, $3$ Zeit fürs Töten und Zeit fürs
  126. Heilen, Zeit fürs Abbrechen und Zeit fürs Bauen, $4$ Zeit fürs
  127. Weinen und Zeit fürs Lachen, Zeit fürs Klagen und Zeit fürs
  128. Tanzen, $5$ Zeit fürs Steinewerfen und Zeit fürs
  129. Steinesammeln, Zeit fürs Umarmen und Zeit fürs sich Fernhalten
  130. vom Umarmen, $6$ Zeit fürs Suchen und Zeit fürs Verlieren,
  131. Zeit fürs Aufbewahren und Zeit fürs Wegwerfen, $7$ Zeit fürs
  132. Zerreiβen und Zeit fürs Zusammennähen, Zeit fürs Schweigen und
  133. Zeit fürs Reden, $8$ Zeit fürs Lieben und Zeit fürs Hassen,
  134. Zeit für Krieg und Zeit für Frieden. $9$ Welchen Gewinn hat
  135. also der Schaffende bei dem, womit er sich abmüht? $10$ Ich
  136. habe das Geschäft gesehen, das Gott den Menschenkindern gegeben
  137. hat, sich darin abzumühen. $11$ Alles hat er schön gemacht zu
  138. seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt, nur
  139. daβ der Mensch das Werk nicht ergründet, das Gott getan hat, vom
  140. Anfang bis zum Ende. $12$ Ich erkannte, daβ es nichts Besseres
  141. bei ihnen gibt, als sich zu freuen und sich in seinem Leben
  142. gütlich zu tun. $13$ Aber auch, daβ jeder Mensch iβt und
  143. trinkt und Gutes sieht bei all seinem Mühen, das ist eine Gabe
  144. Gottes. $14$ Ich erkannte, daβ alles, was Gott tut, für ewig
  145. sein wird. Es ist ihm nichts hinzuzufügen und nichts davon
  146. wegzunehmen. Und Gott hat es [so] gemacht, damit man sich vor
  147. ihm fürchtet. $15$ Was da ist, war längst, und was sein wird,
  148. ist längst gewesen; und Gott sucht das Entschwundene [wieder]
  149. hervor. Rätselhaftigkeit des menschlichen Geschicks $16$ Und
  150. ferner sah ich unter der Sonne: An dem Ort des Rechts, dort war
  151. die Ungerechtigkeit, und an dem Ort der Gerechtigkeit, dort war
  152. die Ungerechtigkeit. $17$ Ich sprach in meinem Herzen: Gott
  153. wird den Gerechten und den Ungerechten richten, denn es gibt
  154. eine Zeit dort für jedes Vorhaben und für jedes Werk. $18$ Ich
  155. sprach in meinem Herzen: Der Menschenkinder wegen ist es [so],
  156. daβ Gott sie prüft und damit sie sehen, daβ sie nichts anderes
  157. als Vieh sind. $19$ Denn das Geschick der Menschenkinder und
  158. das Geschick des Viehs - sie haben ja ein [und dasselbe]
  159. Geschick - [ist dies]: wie diese sterben, so stirbt jenes, und
  160. einen Odem haben sie alle. Und einen Vorzug des Menschen vor dem
  161. Vieh gibt es nicht, denn alles ist Nichtigkeit. $20$ Alles
  162. geht an einen Ort. Alles ist aus dem Staub geworden, und alles
  163. kehrt zum Staub zurück. $21$ Wer kennt den Odem der
  164. Menschenkinder, ob er nach oben steigt, und den Odem des Viehs,
  165. ob er nach unten zur Erde hinabfährt? $22$ Und ich sah, daβ es
  166. nichts Besseres gibt, als daβ der Mensch sich freut an seinen
  167. Werken; denn das ist sein Teil. Denn wer wird ihn dahin bringen,
  168. hineinzusehen in das, was nach ihm sein wird?
  169.  
  170. \4\
  171. Sinnlosigkeit des Lebens durch Unterdrückung, Eifersucht und
  172. Einsamkeit.
  173.  
  174. $1$ Und ich wandte mich und sah all die Unterdrückungen, die
  175. unter der Sonne geschehen. Und siehe, [da waren] Tränen der
  176. Unterdrückten, und sie hatten keinen Tröster. Und von der Hand
  177. ihrer Unterdrücker ging Gewalttat aus, und sie hatten keinen
  178. Tröster. $2$ Da pries ich die Toten, die längst gestorben
  179. sind, mehr als die Lebenden, die jetzt noch leben. $3$ Und
  180. glücklicher als sie beide [pries ich] den, der noch nicht
  181. gewesen ist, der das böse Tun nicht gesehen hat, das unter der
  182. Sonne geschieht. $4$ Und ich sah all das Mühen und alle
  183. Tüchtigkeit [bei] der Arbeit, daβ es Eifersucht des einen gegen
  184. den anderen ist. Auch das ist Nichtigkeit und ein Haschen nach
  185. Wind. - $5$ Der Tor legt seine Hände ineinander und verzehrt
  186. sein eigenes Fleisch. - $6$ Besser eine Hand voll Ruhe als
  187. beide Fäuste voll Mühe und Haschen nach Wind. $7$ Und ich
  188. wandte mich und sah Nichtigkeit unter der Sonne: $8$ Da ist
  189. einer [allein] und kein zweiter [bei ihm], auch hat er weder
  190. Sohn noch Bruder, und für all sein Mühen gibt es kein Ende, auch
  191. werden seine Augen am Reichtum nicht satt. Für wen mühe ich mich
  192. also und lasse meine Seele Gutes entbehren? Auch das ist
  193. Nichtigkeit und ein übles Geschäft. $9$ Zwei sind besser daran
  194. als ein einzelner, weil sie einen guten Lohn für ihre Mühe
  195. haben. $10$ Denn wenn sie fallen, so richtet der eine seinen
  196. Gefährten auf. Wehe aber dem einzelnen, der fällt, ohne daβ ein
  197. zweiter da ist, ihn aufzurichten! $11$ Auch wenn zwei
  198. [beieinander] liegen, so wird ihnen warm. Dem einzelnen aber,
  199. wie soll ihm warm werden? $12$ Und wenn einer den einzelnen
  200. überwältigt, so werden [doch] die zwei ihm widerstehen; und eine
  201. dreifache Schnur wird nicht so schnell zerrissen. Nichtigkeit
  202. der Volksgunst $13$ Besser ein Junge, arm aber weise, als ein
  203. König, alt aber töricht, der [es] nicht versteht, sich warnen zu
  204. lassen. $14$ Ja, aus dem Gefängnis geht er hervor, um König zu
  205. werden, obwohl er als Armer unter der Königsherrschaft jenes
  206. [Königs] geboren wurde. $15$ Ich sah alle Lebenden, die unter
  207. der Sonne leben, mit dem Jungen, dem zweiten, der an jenes
  208. Stelle treten sollte: $16$ endlos das ganze Volk, alle die,
  209. die er führte. [Doch] auch über ihn werden sich die Späteren
  210. nicht freuen. Denn auch das ist Nichtigkeit und ein Haschen nach
  211. Wind. Warnung vor Ehrfurchtslosigkeit gegenüber Gott $17$
  212. Bewahre deinen Fuβ, wenn du zum Haus Gottes gehst! Und:
  213. Herantreten, um zu hören, ist besser, als wenn die Toren
  214. Schlachtopfer geben; denn sie sind Unwissende, so daβ sie Böses
  215. tun. -
  216.  
  217. \5\
  218.  
  219. $1$ Sei nicht vorschnell mit deinem Mund, und dein Herz eile
  220. nicht, ein Wort vor Gott hervorzubringen! Denn Gott ist im
  221. Himmel, und du bist auf der Erde; darum seien deine Worte
  222. wenige. $2$ Denn bei viel Geschäftigkeit kommt der Traum und
  223. bei vielen Worten törichte Rede. - $3$ Wenn du Gott ein
  224. Gelübde ablegst, zögere nicht, es zu erfüllen! Denn er hat kein
  225. Gefallen an den Toren. Was du gelobst, erfülle! $4$ Besser,
  226. daβ du nicht gelobst, als daβ du gelobst und nicht erfüllst.
  227. $5$ Gestatte deinem Mund nicht, daβ er dein Fleisch in Sünde
  228. bringt! Und sprich nicht vor dem Boten [Gottes]: Es war ein
  229. Versehen! Wozu soll Gott über deine Stimme zürnen und das Werk
  230. deiner Hände verderben? $6$ Denn bei vielen Träumen und
  231. Nichtigkeiten sind auch viele Worte. So fürchte Gott!
  232. Nichtigkeit des Reichtums - Rat zu einfacher Lebensführung $7$
  233. Wenn du Unterdrückung des Armen und Raub von Recht und
  234. Gerechtigkeit im Land siehst, wundere dich nicht über die Sache,
  235. denn ein Hoher wacht über dem [anderen] Hohen, und Hohe über
  236. ihnen [beiden]. $8$ Doch ein Gewinn für das Land ist bei
  237. alldem [dies]: Ein König, [der] für das bebaute Feld [sorgt].
  238. $9$ Wer Geld liebt, wird des Geldes nicht satt, und wer den
  239. Reichtum liebt, nicht des Ertrages. Auch das ist Nichtigkeit. -
  240. $10$ Wenn das Gut sich mehrt, so mehren sich die, die davon
  241. zehren. Und welchen Nutzen hat sein Besitzer, als daβ seine
  242. Augen es ansehen? - $11$ Süβ ist der Schlaf des Arbeiters, ob
  243. er wenig oder viel iβt; aber der Überfluβ des Reichen läβt ihn
  244. nicht schlafen. - $12$ Es gibt ein schlimmes Übel, das ich
  245. unter der Sonne gesehen habe: Reichtum, der von seinem Besitzer
  246. zu seinem Unglück aufbewahrt wird. $13$ Und geht solcher
  247. Reichtum durch ein unglückliches Ereignis verloren und hat er
  248. einen Sohn gezeugt, so ist gar nichts in dessen Hand. $14$ Wie
  249. er aus dem Leib seiner Mutter hervorgekommen ist, nackt wird er
  250. wieder hingehen, wie er gekommen ist, und für seine Mühe wird er
  251. nicht das Geringste davontragen, das er in seiner Hand mitnehmen
  252. könnte. $15$ Und auch dies ist ein schlimmes Übel: Ganz wie er
  253. gekommen ist, wird er hingehen. Und was für einen Gewinn hat er
  254. davon, daβ er für den Wind sich müht? $16$ Auch iβt er all
  255. seine Tage in Finsternis und hat viel Verdruβ und Krankheit und
  256. Zorn. $17$ Siehe, was ich als gut, was ich als schön ersehen
  257. habe: Daβ einer iβt und trinkt und Gutes sieht bei all seiner
  258. Mühe, mit der er sich abmüht unter der Sonne, die Zahl seiner
  259. Lebenstage, die Gott ihm gegeben hat; denn das ist sein Teil.
  260. $18$ Auch jeder Mensch, dem Gott Reichtum und Güter gegeben
  261. und den er ermächtigt hat, davon zu genieβen und sein Teil zu
  262. nehmen und sich bei seiner Mühe zu freuen, - das ist eine Gabe
  263. Gottes. $19$ Denn er denkt nicht viel an die Tage seines
  264. Lebens, weil Gott ihn mit der Freude seines Herzens beschäftigt.
  265.  
  266. \6\
  267. Nichtigkeit von Reichtum und Ehre.
  268.  
  269. $1$ Es gibt ein Übel, das ich unter der Sonne gesehen habe,
  270. und schwer [lastet] es auf dem Menschen: $2$ Ein Mensch, dem
  271. Gott Reichtum und Güter und Ehre gibt, und seiner Seele fehlt
  272. nichts von allem, was er wünschen mag; aber Gott ermächtigt ihn
  273. nicht, davon zu genieβen, sondern ein fremder Mann genieβt es.
  274. Das ist Nichtigkeit und ein schlimmes Übel. - $3$ Wenn ein
  275. Mann hundert [Kinder] zeugte und viele Jahre lebte, daβ die Tage
  276. seiner Jahre viele wären, aber seine Seele sich nicht am Guten
  277. sättigte, und ihm auch kein Begräbnis [zuteil] würde, [von dem]
  278. sage ich: Eine Fehlgeburt ist besser daran als er. $4$ Denn in
  279. Nichtigkeit kommt sie, und in Finsternis geht sie dahin, und mit
  280. Finsternis wird ihr Name bedeckt; $5$ auch hat sie die Sonne
  281. nicht gesehen und nicht gekannt. Diese hat mehr Ruhe als jener.
  282. $6$ Und wenn er auch zweimal tausend Jahre gelebt, aber Gutes
  283. nicht gesehen hätte, - geht nicht alles an einen Ort? $7$
  284. Alles Mühen des Menschen ist für seinen Mund, und doch wird
  285. seine Begierde nicht gestillt. $8$ Denn was für einen Vorzug
  286. hat der Weise vor dem Toren? Was [nützt es] dem Demütigen, der
  287. es versteht, vor den Lebenden [recht] zu wandeln? $9$ Besser
  288. das Sehen mit den Augen als das Umherschweifen der Begierde!
  289. Auch das ist Nichtigkeit und ein Haschen nach Wind. $10$ Was
  290. geschieht, [schon] längst ist sein Name genannt, und bekannt
  291. ist, was ein Mensch sein wird. Darum kann er nicht mit dem
  292. rechten, der stärker ist als er. $11$ Denn da sind viele
  293. Worte, die die Nichtigkeit [nur] gröβer machen. - Welchen Nutzen
  294. hat der Mensch davon? $12$ Denn wer erkennt, was für den
  295. Menschen im Leben gut ist, die Zahl der Tage seines nichtigen
  296. Lebens, die er wie ein Schatten verbringt? Denn wer kann dem
  297. Menschen mitteilen, was nach ihm sein wird unter der Sonne?
  298.  
  299. \7\
  300. Mahnung zur Anerkennung göttlicher Führungen, zu einem guten
  301. Mittelweg und zu echter Weisheit.
  302.  
  303. $1$ Besser ein [guter] Name als gutes Salböl und der Tag des
  304. Todes als der Tag, da einer geboren wird. $2$ Besser, ins Haus
  305. der Trauer zu gehen, als ins Haus des Gastmahls zu gehen; denn
  306. jenes ist das Ende aller Menschen, und der Lebende nimmt es sich
  307. zu Herzen. - $3$ Besser Verdruβ als Lachen; denn bei traurigem
  308. Gesicht ist das Herz in rechter Verfassung. - $4$ Das Herz der
  309. Weisen ist im Haus der Trauer, das Herz der Toren aber im Haus
  310. der Freude. $5$ Besser, das Schelten des Weisen zu hören, als
  311. daβ einer das Singen der Toren hört. $6$ Denn wie das Prasseln
  312. der Dornen unter dem Kochtopf so das Lachen des Toren. Auch das
  313. ist Nichtigkeit. $7$ Ja, unrechter Gewinn macht den Weisen zum
  314. Toren, und das Bestechungsgeschenk richtet das Herz zugrunde.
  315. $8$ Besser das Ende einer Sache als ihr Anfang, besser
  316. langmütig als hochmütig. $9$ Sei nicht vorschnell in deinem
  317. Geist zum Zorn, denn der Zorn ruht im Busen der Toren. $10$
  318. Sage nicht: Wie kommt es, daβ die früheren Tage besser waren als
  319. diese? Denn nicht aus Weisheit fragst du danach. $11$ Gut ist
  320. Weisheit [zusammen] mit Erbbesitz und ein Vorteil für die, die
  321. die Sonne sehen. $12$ Denn im Schatten der Weisheit [ist es
  322. wie] im Schatten des Geldes; aber der Gewinn der Erkenntnis ist
  323. der: Die Weisheit erhält ihren Besitzer am Leben. $13$ Sieh
  324. das Werk Gottes an! Ja, wer kann gerade machen, was er gekrümmt
  325. hat? $14$ Am Tag des Glücks sei guter Dinge! Und am Tag des
  326. Unglücks bedenke: Auch diesen hat Gott ebenso wie jenen gemacht;
  327. gerade deshalb, weil der Mensch gar nichts herausfinden kann
  328. [von dem], was nach ihm ist. $15$ Das alles habe ich gesehen
  329. in den Tagen meiner Nichtigkeit! Da ist ein Gerechter, der bei
  330. seiner Gerechtigkeit umkommt, und da ist ein Ungerechter, der
  331. bei seiner Bosheit [seine Tage] verlängert. $16$ Sei nicht
  332. allzu gerecht und gebärde dich nicht übermäβig weise! Wozu
  333. willst du dich zugrunde richten? $17$ Sei nicht allzu
  334. ungerecht und sei kein Tor! Wozu willst du sterben, ehe deine
  335. Zeit da ist? $18$ Es ist gut, daβ du an diesem festhältst und
  336. auch von jenem deine Hand nicht läβt, denn der Gottesfürchtige
  337. entgeht dem allen. $19$ Die Weisheit hilft den Weisen mehr als
  338. zehn Machthaber, die in der Stadt sind. $20$ Denn kein Mensch
  339. auf Erden ist [so] gerecht, daβ er [nur] Gutes täte und niemals
  340. sündigte. $21$ Auch richte dein Herz nicht auf all die Worte,
  341. die man redet, damit du nicht hörst, wie dein Knecht dich
  342. verflucht; $22$ denn auch viele Male - dein Herz weiβ es -
  343. hast auch du andere verflucht. $23$ Das alles habe ich in
  344. Weisheit geprüft. Ich sprach: Ich will weise werden, aber sie
  345. blieb fern von mir. $24$ Fern ist, was da ist, und tief, tief!
  346. Wer kann es ergründen? $25$ Ich wandte mich, und mein Herz
  347. [ging] darauf [aus], Weisheit und ein richtiges Urteil zu
  348. erkennen und zu erkunden und zu suchen und Ungerechtigkeit als
  349. Torheit und die Narrheit als Tollheit zu erkennen. $26$ Und
  350. ich fand bitterer als den Tod die Frau, die Netzen gleich ist
  351. und deren Herz Fangstricke, deren Hände Fesseln sind. Wer Gott
  352. wohlgefällig ist, wird ihr entrinnen, der Sünder aber wird durch
  353. sie gefangen. $27$ Siehe, dies fand ich, spricht der Prediger,
  354. [indem ich] eins zum anderen [fügte], um ein richtiges Urteil zu
  355. finden: $28$ Was meine Seele fortwährend suchte und ich nicht
  356. fand: Einen Mann fand ich aus Tausenden, aber eine Frau unter
  357. diesen allen fand ich nicht. $29$ Allein, siehe, dies habe ich
  358. gefunden: Gott hat den Menschen aufrichtig gemacht; sie aber
  359. suchten viele Künste.
  360.  
  361. \8\
  362.  
  363. $1$ Wer ist wie der Weise, und wer versteht die Deutung der
  364. Dinge? Die Weisheit des Menschen läβt sein Gesicht leuchten, und
  365. die Härte seines Gesichts verändert sich. Verhalten zur
  366. Obrigkeit $2$ Ich [sage]: Dem Befehl des Königs gehorche, und
  367. [zwar] wegen des Eides Gottes! $3$ Übereile dich nicht, von
  368. ihm wegzugehen, laβ dich nicht auf eine böse Sache ein! Er tut
  369. ja doch alles, was er will. $4$ Denn des Königs Wort ist
  370. mächtig, und wer will zu ihm sagen: Was tust du [da]? $5$ Wer
  371. das Gebot hält, weiβ um keine böse Sache, und das Herz eines
  372. Weisen kennt [die richtige] Zeit und das rechte [Verhalten].
  373. $6$ Denn für jede Sache gibt es [die richtige] Zeit und das
  374. rechte [Verhalten]. Denn das Unglück des Menschen [lastet]
  375. schwer auf ihm, $7$ denn er weiβ nicht, was werden wird; denn
  376. wer sollte ihm mitteilen, wie es werden wird? $8$ Kein Mensch
  377. hat Gewalt über den Wind, den Wind zurückzuhalten, und niemand
  378. hat Gewalt über den Tag des Todes. Auch gibt es keine Entlassung
  379. im Krieg, und die Ungeduldigkeit rettet nicht ihren Herrn. $9$
  380. Das alles sah ich und richtete mein Herz auf alles Tun, das
  381. unter der Sonne getan wird, zur Zeit, da der Mensch über den
  382. Menschen Gewalt hat zu seinem Unglück. Unbegreifliches gleiches
  383. Ergehen der Gerechten und Gottlosen - Gleiches Los für alle
  384. $10$ Und so sah ich Ungerechte, die begraben wurden und [zur
  385. Ruhe] eingingen. Die aber das Rechte getan hatten, [muβten] von
  386. der heiligen Stätte wegziehen und wurden in der Stadt vergessen.
  387. Auch das ist Nichtigkeit. $11$ Weil der Urteilsspruch über die
  388. böse Tat nicht schnell vollzogen wird, darum ist das Herz der
  389. Menschenkinder davon erfüllt, Böses zu tun, $12$ denn ein
  390. Sünder tut hundertmal Böses und verlängert [doch seine Tage].
  391. Aber ich habe auch erkannt, daβ es den Gottesfürchtigen gutgehen
  392. wird, die sich vor seinem Angesicht fürchten. $13$ Doch nicht
  393. gutgehen wird es dem Ungerechten, und er wird, dem Schatten
  394. gleich, seine Tage nicht verlängern, weil er sich vor dem
  395. Angesicht Gottes nicht fürchtet. $14$ Es gibt etwas Nichtiges,
  396. das auf Erden geschieht: Da sind Gerechte, denen es nach dem Tun
  397. der Ungerechten ergeht, und da sind Ungerechte, denen es nach
  398. dem Tun der Gerechten ergeht. Ich sagte: Auch das ist
  399. Nichtigkeit. $15$ Und ich pries die Freude, weil es für den
  400. Menschen nichts Besseres unter der Sonne gibt, als zu essen und
  401. zu trinken und sich zu freuen. Und dies wird ihn begleiten bei
  402. seinem Mühen die Tage seines Lebens hindurch, die Gott ihm unter
  403. der Sonne gegeben hat. $16$ Als ich mein Herz darauf richtete,
  404. Weisheit zu erkennen und das Treiben zu besehen, das auf Erden
  405. geschieht, - denn weder bei Tag noch bei Nacht sieht man Schlaf
  406. mit seinen Augen - $17$ da sah ich am Ganzen des Werkes
  407. Gottes, daβ der Mensch das Werk nicht ergründen kann, das unter
  408. der Sonne geschieht. Wie [sehr] der Mensch sich auch abmüht, es
  409. zu erforschen, so ergründet er es nicht. Und selbst wenn der
  410. Weise behauptet, es zu erkennen, er kann es doch nicht
  411. ergründen.
  412.  
  413. \9\
  414.  
  415. $1$ Denn das alles habe ich mir zu Herzen genommen, und zwar
  416. um dies alles zu prüfen: Daβ die Gerechten und die Weisen und
  417. ihre Taten in der Hand Gottes sind. Sei es Liebe, sei es Haβ,
  418. nichts [davon] erkennt der Mensch. Alles [beides] liegt vor
  419. ihrer Zeit, $2$ alles [beides] - wie bei allen [Menschen]. Ein
  420. Geschick ist für den Gerechten und für den Ungerechten
  421. [bestimmt], für den Guten und den Reinen und den Unreinen und
  422. für den, der opfert, und den, der nicht opfert; wie der Gute so
  423. der Sünder, der, der schwört, wie der, der den Eid scheut. $3$
  424. Das ist ein Übel in allem, was unter der Sonne geschieht, daβ
  425. einerlei Geschick allen zuteil wird. Auch ist das Herz der
  426. Menschenkinder voll Bosheit, und Irrsinn ist in ihrem Herzen
  427. während ihres Lebens; und danach [geht es] zu den Toten. $4$
  428. Ja, wer noch all den Lebenden zugesellt ist, [für den] gibt es
  429. Hoffnung. Denn selbst ein lebendiger Hund ist besser [daran] als
  430. ein toter Löwe! $5$ Denn die Lebenden wissen, daβ sie sterben
  431. werden, die Toten aber wissen gar nichts, und sie haben keinen
  432. Lohn mehr, denn ihr Andenken ist vergessen. $6$ Auch ihr
  433. Lieben, auch ihr Hassen, auch ihr Eifern ist längst
  434. verlorengegangen. Und sie haben ewig keinen Anteil mehr an
  435. allem, was unter der Sonne geschieht. Freude am Leben bei
  436. Ohnmacht gegenüber der Zeit $7$ Geh hin, iβ dein Brot mit
  437. Freude und trink deinen Wein mit frohem Herzen! Denn längst hat
  438. Gott Wohlgefallen an deinem Tun. $8$ Deine Kleider seien weiβ
  439. zu jeder Zeit, und das Salböl fehle nicht auf deinem Haupt.
  440. $9$ Genieβe das Leben mit der Frau, die du liebst, alle Tage
  441. deines nichtigen Lebens, das er dir unter der Sonne gegeben hat,
  442. all deine nichtigen Tage hindurch! Denn das ist dein Anteil am
  443. Leben und an deinem Mühen, womit du dich abmühst unter der
  444. Sonne. $10$ Alles, was deine Hand zu tun findet, das tue in
  445. deiner Kraft! Denn es gibt weder Tun noch Berechnung, noch
  446. Kenntnis, noch Weisheit im Scheol, in den du gehst. $11$
  447. Ferner sah ich unter der Sonne, daβ nicht die Schnellen den Lauf
  448. [gewinnen] und nicht die Helden den Krieg und auch nicht die
  449. Weisen [das] Brot und auch nicht die Verständigen [den] Reichtum
  450. und auch nicht die Kenntnisreichen die Beliebtheit, sondern Zeit
  451. und Geschick trifft sie alle. $12$ Denn auch kennt der Mensch
  452. seine Zeit nicht. Wie die Fische, die gefangen werden im
  453. verderblichen Netz, und wie die Vögel, die in der Falle gefangen
  454. werden, wie sie werden die Menschenkinder verstrickt zur Zeit
  455. des Unglücks, wenn es plötzlich über sie fällt. Weisheit und
  456. Torheit $13$ Auch dieses sah ich als Weisheit unter der Sonne,
  457. und es kam mir groβ vor: $14$ Es war eine kleine Stadt, und
  458. wenig Männer waren darin. Gegen die kam ein groβer König,
  459. umzingelte sie und baute groβe Belagerungswerke gegen sie.
  460. $15$ Aber es fand sich darin ein armer weiser Mann, der die
  461. Stadt durch seine Weisheit hätte retten können, aber kein Mensch
  462. dachte an diesen armen Mann. $16$ Da sagte ich [mir]:
  463. `Weisheit ist besser als Stärke! Aber die Weisheit des Armen
  464. wird verachtet, und seine Worte werden nicht gehört. - $17$
  465. Worte der Weisen, in Ruhe gehört, sind mehr wert als das
  466. Geschrei des Herrschers unter Toren. $18$ Weisheit ist besser
  467. als Kriegsgerät, aber ein Sünder verdirbt viel Gutes.
  468.  
  469. \10\
  470.  
  471. $1$ Tote Fliegen lassen das Öl des Salbenmischers stinken und
  472. gären. Ein wenig Torheit hat mehr Gewicht als Weisheit [und]
  473. Ehre. - $2$ Der Verstand des Weisen ist zu seiner Rechten und
  474. der Verstand des Toren zu seiner Linken. $3$ Und auch wenn
  475. der Tor auf dem Weg geht, fehlt ihm der Verstand, und er sagt
  476. jedem, er sei ein Tor. $4$ Wenn der Zorn des Herrschers gegen
  477. dich aufsteigt, so verlaβ deinen Platz nicht! Denn Gelassenheit
  478. verhindert groβe Sünden. - $5$ Es gibt ein Übel, das ich
  479. unter der Sonne gesehen habe, gleich einem Versehen, das vom
  480. Machthaber ausgeht: $6$ Die Torheit wird in groβe Würden
  481. eingesetzt, und Reiche sitzen in Niedrigkeit. $7$ Ich habe
  482. Knechte auf Pferden gesehen und Oberste, die wie Knechte zu Fuβ
  483. gingen. $8$ Wer eine Grube gräbt, kann hineinfallen, und wer
  484. eine Mauer einreiβt, den kann eine Schlange beiβen. $9$ Wer
  485. Steine bricht, kann sich an ihnen verletzen, wer Holz spaltet,
  486. kann sich an ihm gefährden. - $10$ Wenn das Eisen stumpf
  487. geworden ist und niemand die Schneide schleift, so muβ man seine
  488. Kräfte [mehr] anstrengen. Aber ein Vorteil ist es, die Weisheit
  489. richtig anzuwenden. - $11$ Wenn die Schlange vor der
  490. Beschwörung beiβt, so hat der Beschwörer keinen Vorteil. $12$
  491. Die Worte aus dem Mund eines Weisen [bringen ihm] Beliebtheit,
  492. aber die Lippen eines Toren verschlingen ihn selbst. $13$ Der
  493. Anfang der Worte seines Mundes ist Torheit und das Ende seiner
  494. Rede böser Unsinn. $14$ Und der Tor macht viele Worte. Der
  495. Mensch erkennt nicht, was sein wird. Und was nach ihm sein wird,
  496. wer teilt es ihm mit? $15$ Die Arbeit des Toren macht ihn
  497. müde, [ihn], der nicht zur Stadt zu gehen weiβ. $16$ Wehe
  498. dir, Land, dessen König ein Junge ist und dessen Oberste [schon]
  499. am Morgen speisen! $17$ Glücklich du Land, dessen König ein
  500. Edler ist und dessen Oberste zur [rechten] Zeit speisen, als
  501. Männer und nicht als Zecher! - $18$ Durch Faulheit der beiden
  502. [Hände] senkt sich das Gebälk, und durch Lässigkeit der Hände
  503. tropft das Haus. - $19$ Um zu lachen, bereitet man ein Mahl,
  504. und Wein erheitert das Leben, und das Geld gewährt das alles. -
  505. $20$ Auch in deinen Gedanken fluche nicht dem König und in
  506. deinen Schlafzimmern fluche nicht über den Reichen! Denn die
  507. Vögel des Himmels könnten die Stimme entführen und was Flügel
  508. hat, das Wort anzeigen.
  509.  
  510. \11\
  511. Nützliches Handeln in der Gegenwart bei ungewisser Zukunft.
  512.  
  513. $1$ Wirf dein Brot hin auf die Wasserfläche! - denn du wirst
  514. es nach vielen Tagen [wieder] finden! - $2$ Gib Anteil sieben
  515. [anderen], ja, sogar acht, denn du weiβt nicht, was für Unglück
  516. sich auf der Erde ereignen wird! - $3$ Wenn die Wolken voll
  517. werden, gieβen sie Regen aus auf die Erde. Und wenn ein Baum
  518. nach Süden oder nach Norden fällt: an der Stelle, wo der Baum
  519. fällt, da muβ er liegenbleiben. $4$ Wer auf den Wind achtet,
  520. wird nie säen, und wer auf die Wolken sieht, wird nie ernten. -
  521. $5$ Wie du den Weg des Windes nicht kennst [und nicht] die
  522. Gebeine im Leib der Schwangeren, so kennst du das Werk Gottes
  523. nicht, der alles wirkt. - $6$ Am Morgen säe deinen Samen und
  524. am Abend laβ deine Hand nicht ruhen! Denn du weiβt nicht, was
  525. gedeihen wird: ob dieses oder jenes oder ob beides zugleich gut
  526. werden wird. - $7$ Süβ aber ist das Licht, und gut für die
  527. Augen [ist es], die Sonne zu sehen. $8$ Denn wenn der Mensch
  528. viele Jahre lebt, soll er in ihnen allen sich freuen und an die
  529. Tage der Finsternis denken, daβ sie viel sein werden. Alles, was
  530. kommt, ist Nichtigkeit. Freuden der Jugend, Mühsale des Alters
  531. $9$ Freue dich, Jüngling, in deiner Jugend, und dein Herz
  532. mache dich fröhlich in den Tagen deiner Jugendzeit! Und lebe
  533. nach dem, was dein Herz wünscht und wonach deine Augen
  534. ausschauen! Doch wisse, daβ um all dieser [Dinge] willen Gott
  535. dich zur Rechenschaft ziehen wird! $10$ Entferne den Unmut
  536. aus deinem Herzen und halte Übel von deinem Leib fern! Denn
  537. Jugend und dunkles Haar sind Nichtigkeit.
  538.  
  539. \12\
  540.  
  541. $1$ Und denke an deinen Schöpfer in den Tagen deiner
  542. Jugendzeit, bevor die Tage des Übels kommen und die Jahre
  543. herannahen, von denen du sagen wirst: Ich habe kein Gefallen an
  544. ihnen! - $2$ bevor sich verfinstern die Sonne und das Licht,
  545. der Mond und die Sterne, und die Wolken nach dem Regen
  546. wiederkehren; $3$ an dem Tag, wenn die Wächter des Hauses
  547. zittern und die starken Männer sich krümmen und die Müllerinnen
  548. müβig gehen, weil sie wenig geworden, wenn sich verfinstern, die
  549. durch die Fenster sehen, $4$ und die Türen zur Straβe hin
  550. geschlossen werden, während das Geräusch der Mühle dünner wird
  551. und ansteigt zur Vogelstimme, und alle Töchter des Gesangs
  552. werden gedämpft. $5$ Auch vor der Anhöhe fürchtet man sich,
  553. und Schrecknisse sind auf dem Weg. Und der Mandelbaum steht in
  554. Blüte, und die Heuschrecke schleppt sich mühsam dahin, und die
  555. Kaper platzt auf. Denn der Mensch geht hin zu seinem ewigen
  556. Haus, und die Klagenden ziehen umher auf der Straβe; - $6$
  557. bevor die silberne Schnur zerreiβt und die goldene Schale
  558. zerspringt und der Krug am Quell zerbricht und das Schöpfrad
  559. zersprungen in den Brunnen [fällt]. $7$ Und der Staub kehrt
  560. zur Erde zurück, so wie er gewesen, und der Geist kehrt zu Gott
  561. zurück, der ihn gegeben hat. $8$ Nichtigkeit der
  562. Nichtigkeiten! spricht der Prediger. Alles ist Nichtigkeit!
  563.  
  564. \12\
  565. Die Summe aller Lehre: Gottesfurcht.
  566.  
  567. $9$ Und darüber hinaus, daβ der Prediger weise war, lehrte er
  568. noch das Volk Erkenntnis und erwog und forschte [und] verfaβte
  569. viele Sprüche. $10$ Der Prediger suchte, wohlgefällige Worte
  570. zu finden und Worte der Wahrheit aufrichtig niederzuschreiben.
  571. $11$ Die Worte der Weisen sind wie Treiberstachel und wie
  572. eingeschlagene Nägel die gesammelten [Sprüche]. Sie sind gegeben
  573. von einem Hirten. $12$ Und darüber hinaus, mein Sohn, laβ
  574. dich von ihnen warnen! Des vielen Büchermachens ist kein Ende,
  575. und viel Studieren ermüdet den Leib. $13$ Das Endergebnis des
  576. Ganzen laβt uns hören: Fürchte Gott und halte seine Gebote! Denn
  577. das [soll] jeder Mensch [tun]. $14$ Denn Gott wird jedes
  578. Werk, es sei gut oder böse, in ein Gericht über alles Verborgene
  579. bringen.
  580.